Schneeweiße Träume
Achte Geschichte
Es ist Abend geworden im Aki Resort Plose. Ja, genau: Aki Resort. Denn als Belohnung für Akis mutige Tat bei der Talentshow, wurde das Resort nach ihm benannt.
Der kleine Adler ist ganz stolz, dass so ein schöner Ort nun seinen Namen trägt. Maya, so heißt das kleine Mädchen, dem er geholfen hat, findet, dass er sich das auch wirklich verdient hat.
„Ohne dich hätte ich mich nie getraut zu singen“, meint sie.
Aki umarmt Maya. Dabei entfährt ihm ein lautes Gähnen.
Maya lacht: „Da ist aber jemand ganz schön müde.“
Das stimmt! Erst jetzt merkt der kleine Adler, dass er ganz fix und fertig ist. Es war aber auch ein langer Tag mit so vielen Abenteuern. Doch was soll er jetzt tun? Wo soll er schlafen?
Das kleine Mädchen scheint seine Gedanken zu lesen: „Aki, du darfst gerne bei mir schlafen. Dann können wir noch ein bisschen quatschen.“
Das lässt sich der Adler nicht zweimal sagen. Kurz darauf liegen die Zwei nebeneinander in einem kuscheligen Bett und quasseln.
„Weißt du Aki, ich war schon einmal hier, und zwar im Winter. Das war auch richtig toll. Auf der Plose habe ich einen Skikurs besucht und bin täglich mit dem Ski-Zauberteppich den Hügel neben dem Resort rauf und wieder runter.“
Der Adler staunt.
Doch das Mädchen weiß noch mehr zu erzählen: „Wir haben auch eine Schneeballschlacht gemacht. Aber am schönsten ist es, wenn es die ganze Nacht schneit und man am Morgen danach durch den tiefverschneiten Wald spaziert. Hinterher gibt’s dann eine heiße Schokolade. Die wärmt einen so richtig auf.“
Aki hört dem Mädchen beeindruckt zu. Er hätte nicht gedacht, dass man im Winter so viel Spaß haben kann. Doch auch, wenn Mayas Geschichten richtig spannend sind, werden Akis Augen immer schwerer und bald fallen sie ihm einfach zu.
Nach so einem ereignisreichen Tag schläft der kleine Adler tief und fest. Doch im Traum gehen die Abenteuer weiter …
Aki sieht sich auf einem Schlitten einen Hügel hinabsausen. Dabei flattert sein Schal wie wild im Wind. Hinterher sitzt er am Feuer und brät Stockbrot. Eine Gruppe Kinder ist bei ihm und man hört lautes Gelächter und das Knistern des Feuers.
Dann hat Aki plötzlich seltsame Schneeschuhe unter den Krallen. Damit spaziert er durch den tiefverschneiten Wald. Bei jedem Schritt macht es knirsch, knirsch und die Kälte kitzelt ihn am Schnabel.
Später sitzt Aki dann in einem Sessel, und jemand liest eine Geschichte vor. Oh, ist das gemütlich, und die Frau, die die Geschichte liest, verstellt sogar die Stimme beim Lesen. Jetzt blättert sie um und …
„Aufwachen, Aki, aufwachen!“
„Was war das? Wo bin ich?“ Verschlafen blickt sich der Adler um. Langsam erinnert er sich an gestern und an Maya, die aufgeregt vor ihm hin und her hüpft.
„Aki, du musst aufstehen. Du musst das selber sehen, sonst glaubst du’s nicht.“
Widerwillig kriecht Aki aus seinem Bett. Maya läuft zum Fenster und sieht den Adler mit großen Augen an. Dann zählt sie rückwärts von drei bis eins und reißt den Vorhang auf.
Aki reibt sich die Augen. „Was ist das?“ Schnell kommt er näher und blickt aus dem Fenster. Es ist wirklich wahr, es schneit! Eigentlich ist es noch zu früh für Schnee, aber es scheint der erste Vorbote auf den Winter zu sein.
Maya zieht sich schnell an und eilt zusammen mit Aki nach draußen. Die kleinen Schneeflocken tanzen lustig vom Himmel und setzen sich am Boden ab. Auf die Häuser, die Wiesen, die Bäume – und ja, auch auf Aki und Maya.
Die beiden Freunde tanzen mit dem Schnee um die Wette und fangen die winzigen Flocken mit der Zunge ein.
Plötzlich merkt Aki, wie in ihm ein Entschluss reift. Er ist so glücklich hier. Er kann sich gar nicht vorstellen, dass es einen schöneren Ort auf der Welt gibt.
Mit feierlicher Miene dreht er sich zu Maya hin und sagt: „Hier will ich für immer bleiben. Das ist mein neues Zuhause.“
Nun muss er nur noch einen Platz für sein Nest finden. Vielleicht im Kids-Club? Oder doch lieber im Theater? Schließlich braucht er einen Platz nur für sich. Um sich auszuruhen. Und um zu träumen. Von tollen Abenteuern, heißer Schokolade und vielen neuen Freunden. Viele dieser Träume werden bestimmt in Erfüllung gehen. Aber das ist eine andere Geschichte. Bleibt gespannt!