Künstler unter sich
Vierte Geschichte
Der kleine Adler ist etwas müde von seiner aufregenden Wanderung auf der Plose. Beinahe fallen ihm schon die Äuglein zu. Am liebsten hätte er ein kurzes Nickerchen gemacht. Aber da sieht er plötzlich ein Schild vor sich: Family Resort Plose.
Die Müdigkeit ist wie weggeblasen. Er ist endlich da! Nun wird er erfahren, ob es hier wirklich so unglaublich ist, wie die Kinder erzählt haben.
Aki bedankt sich bei der Familie, die ihn mitgenommen hat. Er will das Resort nun alleine erkunden, schließlich ist er ein Abenteurer.
Neugierig schaut er sich um. Die hölzernen Gebäude sind Teil der Landschaft, wie ein Kaninchenbau. Fast so, als hätte die Wiese Fenster. Viele neue Düfte steigen Aki in die Nase.
Er riecht etwas Süßes – vielleicht Kekse? Und da ist noch so ein Geruch nach Eukalyptus, der aus einem der Gebäude strömt. Sauna steht drauf. Was das wohl sein mag?
Nicht nur Düfte liegen in der Luft. Auch eine Menge Geräusche. Aki hört genau hin. Irgendwo lachen Kinder. Ein fröhliches Lied erklingt. Und dann sind da noch ganz andere Geräusche. Bumm, bumm, bumm, macht es. Und krack, krack, krack und iu, iu, iu. Was mag das wohl sein?
Der Adler beschließt, den Geräuschen zu folgen. Je näher er kommt, desto lauter werden sie. Die Bumm Bumms und Krack Kracks vermischen sich mit Geplapper und Gelächter.
Ein paar Flügelschläge weiter, steht Aki vor einer Tür. Malatelier & Holzwerkstatt steht da drauf. Das klingt spannend! Schnell schlüpft der Adler hinein. Drinnen werkeln und malen Kinder in allen Größen vor sich hin. Sogar ein paar Eltern machen fleißig mit. Nun sieht er auch, was die Bumms, Kracks und Ius für Geräusche sind. Es sind die Kinder, die mit Werkzeug an Holzbasteleien werkeln.
Ob Aki das wohl auch könnte?
„He, du! Ja, du!“, ruft ihm ein blond gelocktes Mädchen zu. „Komm her und mach mit!“
Das lässt sich Aki nicht zweimal sagen. Schnell flattert er zum Tisch mit dem Mädchen.
Aki schaut verwundert. Auf dem Basteltisch sieht es aus wie auf einem Waldboden. Äste, Tannenzapfen, Moos, Kastanien und Laub liegen wild durcheinander. Soll er jetzt bloß aufräumen?
Aki will sich schon davonschleichen, als ihn ein kleiner Junge aufhält. „Hier, du kannst die Tannenzapfen haben“, sagt er. „Du hast Glück, dass noch welche übrig sind.“
Der kleine Adler sieht den Jungen verdutzt an. „Was soll ich damit? Tannenzapfen schmecken mir eigentlich nicht. Da mag ich Speckknödel schon lieber.“
Der kleine Junge prustet los. Er lacht so sehr, dass er vom Stuhl plumpst.
Als er sich etwas beruhigt hat, versucht er den noch verdatterten Adler aufzuklären: „Das sind alles unsere Bastelmaterialien. Auf den ersten Blick ist es vielleicht nur Krimskrams aus dem Wald, aber mit etwas Fantasie kann man ganz tolle Sachen daraus basteln.“
Aki kann das kaum glauben. Wie soll aus diesen Dingen etwas Schönes werden?
Der Junge zeigt auf ein Regal: „Schau, da siehst du, was wir schon alles gebastelt haben.“
Aki bleibt der Schnabel offen. Aus den Fundstücken sind lauter bezaubernde Dinge entstanden: Tannenzapfen-Männchen, Mobiles aus Ästen und Blättern, Kastanien-Tiere, Holzhäuschen mit Moosdächern und vieles mehr.
Nun ist Aki Feuer und Flamme. Er weiß ganz genau, was er aus seinen Tannenzapfen basteln will. Mit ein bisschen Hilfe von den Kindern, die schon richtige Profis sind, hält Aki bald seine fertige Bastelei im Flügel.
Voller Stolz stellt er seinen Tannenzapfen-Adler zu den anderen Kunstwerken ins Regal. Und dann macht er sich auch schon an die nächste Holzarbeit. Mit dem Hammer schlägt er viele Nägel in ein Brett, sodass ein schönes Muster entsteht.
Das Hämmern ist allerdings etwas anstrengend und dem Adler wird richtig warm. Nun wäre eine kleine Abkühlung ganz gut. Hatten die Kinder im Wald nicht etwas von einem Schwimmbad erzählt?
Immer schön ein Erlebnis nach dem anderen, denkt sich Aki und hämmert seine Holzarbeit in Ruhe zu Ende. Doch der Gedanke an das Schwimmbad lässt ihn nicht los. So macht er sich auf, um nach seiner Abkühlung zu suchen. Dieser Ort ist wirklich etwas ganz Besonderes!